Prominenz

Es ist wie es ist, meine lieben Leser, aber, die Insel ist auch ein Magnet für Prominente. Sie tauchen hier auf wie Oliven in einem schlechten Salat, unerwartet, aber irgendwie passend. Und ich? Ich bin mittendrin. Nicht als Paparazza, sondern als ganz normale Frau mit Einkaufszettel und Sonnencreme in der Tasche.

Meine erste Begegnung war gleich ein sportlicher Volltreffer: Rafael Nadal, der Tennisgott mit dem Bizeps eines griechischen Marmorkriegers, stand vor mir im Mercadona. Zwischen Tiefkühlpizza und Zahnpasta. Ich schwöre, er hat die gleiche Marke gekauft wie ich. Für einen Moment fühlte ich mich wie die Steffi Graf der Einkaufswagen. Aber ich tat, was jede mallorquinische Seele tun würde: Ich nickte höflich, schob meinen Wagen weiter und tat so, als wäre er einfach nur „Rafa aus dem Viertel“.

Dann, an einem ganz normalen Dienstag im Porto Pi Centro, lief mir Matthias Reim über den Weg. Ja, der Mann, der „Verdammt, ich lieb’ dich“ in unsere Hirne gebrannt hat wie Sonnenbrand im August. Er trug eine Sonnenbrille, die größer war als mein Selbstbewusstsein nach drei Sangria, und ich dachte kurz, ich hätte einen Flashback in die 90er. Aber auch hier: kein Foto, kein Autogramm, kein „Ich hab’ geträumt von dir“. Ich blieb cool. So cool wie ein Ventilator im Hochsommer, der auf Stufe 1 läuft.

Daniela Katzenberger und Lukas Cordalis begegneten mir auf einem Stadtfest in Santa Ponsa. Sie waren umringt von Menschen, Selfie-Sticks und dem Duft von gegrillten Chorizos. Ich stand daneben, aß ein Eis, das schneller schmolz als mein Interesse an Reality-TV, und beobachtete die Szene wie ein Naturforscher auf Safari. Die beiden wirkten nett, charmant und erstaunlich normal, wie ein Pärchen, das man auch beim Bingo treffen könnte. Ich nickte ihnen zu, sie nickten zurück. Und das war’s. Kein Blitzlichtgewitter, kein „Ich liebe deine Sendung“, nur ein stilles Einverständnis: Wir sind alle hier, um zu leben. Und vielleicht ein bisschen zu schwitzen.

Dann war da noch Bastian Schweinsteiger, der in Palma an mir vorbeilief, als wäre er auf dem Weg zu einem geheimen Fußballgipfel. Ich erkannte ihn sofort, dieser Gang, diese Aura, dieser „Ich habe Weltmeisterblut“-Blick. Und doch: Ich tat nichts. Kein „Basti, ich liebe dich!“, kein „Basti, ich will ein Kind von dir!“. Ich ließ ihn ziehen, wie man einen besonders schönen Sonnenuntergang einfach vorbeiziehen lässt, ohne ihn zu fotografieren.

Und dann kam der Moment, in dem ich mich kurz wie ein Nebendarsteller in einem Hollywoodfilm fühlte: In Valldemossa, diesem pittoresken Bergdorf, das aussieht wie ein Instagrampost mit Filter, begegnete ich Michael Douglas und Catherine Zeta-Jones. Sie kamen gerade aus einem Restaurant, während ich hineinging. Es war wie eine Szene aus einem Blockbuster! Sie in eleganter Sommerkleidung, ich mit leicht zerzaustem Haar und viel Hunger. Unsere Blicke kreuzten sich, ein kurzes Lächeln, und weiter ging’s. Kein „Oh mein Gott!“, kein „Du bist großartig in Zorro!“, einfach nur ein stilles „Hallo“. Ich fühlte mich wie die mallorquinische Version von James Bond, unauffällig, charmant und mit einem leichten Hang zu Tapas.

Irgendwann war da noch ein Schauspieler, den ich aus irgendeiner Krimiserie kannte, eine Sängerin, die mal beim ESC war, und ein Influencer, der so viele Follower hat wie ich Mückenstiche im Juli. Aber ich blieb standhaft. Keine Fotos, keine Autogramme, keine hysterischen Ausrufe. Ich war die stoische Inselbewohnerin im Herzen, eine Mallorquinerin auf Zeit, mit der Gelassenheit eines Esels, der schon alles gesehen hat.

Denn hier auf Mallorca gilt: Promis sind wie Palmen, schön anzusehen, aber irgendwann gewöhnt man sich dran. Sie kaufen Klopapier, sie stehen im Stau, sie essen Tapas mit Knoblauchfahnegarantie. Und das ist irgendwie beruhigend. Es erinnert mich daran, dass wir alle nur Menschen sind, mit Sonnencreme auf der Nase und Flip-Flops, die drücken.

Also nein, meine lieben Leser, ich habe kein Foto, kein Autogramm. Aber, ich habe Erinnerungen. Und die sind manchmal viel schöner als ein verwackeltes Selfie mit einem Promi, der gerade versucht, Avocados zu wiegen.

Weiter
Weiter

Aberglaube