Arbeit

Es ist wie es ist, meine lieben Leser, aber ich behaupte jetzt einfach mal, dass die Mallorquiner das Arbeiten nicht gerade erfunden haben. Oft sind es wir, die Deutschen, denen es nie schnell genug gehen kann. Wir hetzen von einem Termin zum nächsten, Pünktlichkeit ist das oberste Gebot bei allem, was wir tun. Sollte es irgendwann einen Nobelpreis für Fleiß, Planung, Organisation und Durchführung geben, dann wären wir immer ganz vorne mit dabei. Schließlich leben wir ja, um zu arbeiten!

Die Mallorquiner hingegen sind da ganz gediegen und entspannt, denn morgen ist ja auch noch ein Tag! Und wer will es ihnen verübeln? Mit diesen atemberaubenden Stränden, charmanten Dörfern und der ständig strahlenden Sonne wäre es eine Schande, seine Zeit mit so profanen Dingen wie Arbeit zu verschwenden.

Stellen Sie sich vor, meine lieben Leser, Sie schlendern durch die malerischen Gassen eines kleinen mallorquinischen Dorfes. Die Sonne scheint, das einzige Geräusch, das Sie bewusst wahrnehmen, ist das sanfte Plätschern des Brunnens auf dem Dorfplatz. Ein paar Handwerker sitzen gemütlich in einem Café, klönen über die neuesten Geschehnisse auf der Welt, erzählen voller Stolz von ihren Familien, sie lachen miteinander, wirken fröhlich und glücklich. Der Gedanke daran, dass die Pause schon längst vorbei ist und sie eigentlich zurück an ihrer Arbeitsstelle sein sollten, ist den Männern so fern wie die nächste Eiszeit der Insel.

Bleiben wir noch eine Weile in unserem beschaulichen, idyllischen, mallorquinischen Dorf! Gegen 14 Uhr werden Sie feststellen, dass die Geschäfte schließen, die Straßen leer werden und eine gespenstische Ruhe das übliche, pulsierende Dorfleben nahezu verschluckt. Was ist denn plötzlich los? Nichts ist los, sage ich Ihnen und meine es auch wortwörtlich! Es ist Zeit für die berühmte Siesta! Nach dem Mittagessen wird geschlafen, schließlich war der Vormittag anstrengend genug: das Arbeiten, dann die Frühstückspause mit den Kollegen… Ja, ja, das strengt ungemein an und wer arbeitet, der muss auch ruhen! Gegen 17 Uhr geht es dann wieder weiter, na ja, vielleicht.

Jedoch, meine lieben Leser, gibt es ein paar Promenaden auf dieser wunderschönen Insel, an denen tatsächlich geschuftet wird, so nach uns ganz vertrauter, deutscher Manier. Nämlich Tag und Nacht! Diese Gegenden kennen wir alle, es sind die sogenannten Touristenhochburgen! Bei den Mallorquinern auch als die Orte des Grauens oder die Vorstufe zur Hölle bekannt! Dort wird hantiert, als gäbe es kein Morgen. Normalerweise ist es gegen das mallorquinische Naturell, hart und viel zu arbeiten. Aber nun ja, für die Touristen wird eben eine Ausnahme gemacht. Die Insulaner ackern und malochen so schnell und ununterbrochen, dass sogar der stärkste und fleißigste Ackergaul vor lauter Neid ganz weiß und schimmelig wird.

Sobald aber die Saison wieder vorbei ist, so verwandeln sich die arbeitenden Mallorquiner in die entspannten und liebenswürdigen Sonnenanbeter, die sie eigentlich im Grunde ihres Herzens sind. Sie sind wieder zurück in ihrem wahren Leben und genießen es in vollen Zügen! Sei es beim Schlendern über die belebten Märkte, beim gemütlichen Beisammensein mit Familie und Freunden oder bei den fröhlichen Dorffesten mit viel Musik und Tanz. Die Einheimischen nehmen sich die Zeit, das Meer, die Sonne und das gute Essen wahrhaftig zu schätzen, zu zelebrieren und dafür dankbar zu sein.

Wozu sich hetzen, beeilen und stressen? Mañana ist doch auch noch ein Tag. Und vielleicht sollten wir uns eine große Scheibe von der mallorquinischen Arbeitsmoral abschneiden, meinen Sie nicht? Die Mallorquiner arbeiten, um zu leben, sie leben nicht, um zu arbeiten! Während wir oft wie fleißige Ameisen durch unseren Alltag hasten, flanieren die Inselureinwohner entspannt durch ihr Leben und genießen jeden Moment. Also, meine lieben Leser, warum nicht auch ein bisschen mehr "mañana" in unseren Alltag integrieren?

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