Fragen
Es ist wie es ist, meine lieben Leser, aber die Saison hat Mallorca fest im Griff! Die Touristen sind wieder da, in Scharen, in Rudeln, in Horden, so zahlreich wie Sandkörner am Strand oder Sangria-Eimer am Ballermann. Sie belagern die Insel wie Heuschrecken eine Weizenplantage, nehmen uns die letzten Parkplätze weg und bringen unsere schönsten Orte zum Kollabieren. Selbst die Möwen drehen entnervt ab! Aber gut, wir brauchen nun mal deren Geld!
Als wäre das nicht genug, erlebe ich jeden Sommer das gleiche Phänomen: Menschen, die irgendwann und irgendwie meinen Lebensweg gekreuzt haben, tauchen plötzlich wieder auf. Leute, die sich seit Jahren nicht gemeldet haben, erinnern sich aus heiterem Himmel an meine Existenz! Natürlich nicht aus purer Nostalgie. Nein, sie haben Fragen! Manche sind dreist genug, mich direkt zu fragen, ob sie kostenlos bei mir wohnen können, nur für ein paar Wochen. Solchen Personen antworte ich überhaupt nicht mehr, aus reinem Selbstschutz natürlich.
Doch hin und wieder, wenn die Sonne brennt, die Arbeit ruht und mich keine dringenden Verpflichtungen plagen, gönne ich mir das zweifelhafte Vergnügen, und antworte doch auf die eine oder die andere Nachfrage. Aus purer Langweile! Es ist quasi meine persönliche Version von Sudoku, nur mit mehr Kopfschütteln und weniger Logik.
Ein paar Fragenschmankerl habe ich heute für Sie, meine lieben Leser! Es sind Perlen aus meiner unendlichen Sammlung, die so strahlend sind wie ein überdimensionaler Flamingo im türkisblauen Mittelmeer:
„Hallo Juliane, wo ist es auf Mallorca am schönsten?“
Überall!
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„Wie viel Geld sollen wir mitnehmen?“
Keine Ahnung, so viel wie ihr ausgeben wollt.
„Ja, aber ich habe gelesen, dass Geldabheben im Ausland teuer ist... wie viel Geld sollen wir also mitnehmen?“
Sagen wir mal so: Wenn ihr euch jeden Tag dreimal in einem Sternerestaurant verwöhnen lassen wollt, jede Nacht ein exklusives „Entertainment-Programm“ in Form von käuflichen Damen auf euer Hotelzimmer bestellt und zusätzlich noch den Wochenvorrat an Champagner und Kaviar einkauft, so nehmt doch bitte mindestens 100.000 Euro mit. Wenn ihr dagegen einfach nur ab und zu essen geht, ein paar Ausflüge macht und euch hin und wieder ein Cocktail am Strand gönnt, dürften 1.000 Euro für eine Woche reichen.
„Super. Deine Antwort hilft uns gar nicht weiter. Danke für nichts!“
Immer gerne!
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„Grüß Gott meine Mallorca-Expertin! Ich bin bald da – welche Sonnencreme soll ich einpacken?“
Tja, am besten eine, die einen hohen SF hat und die deine Haut gut verträgt.
„Deine Antwort ist zu ungenau. Wie schützt du dich vor der mallorquinischen Sonne?“
Ich? Ich gehe arbeiten.
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„Wir diskutieren gerade hier in unserer feuchtfröhlichen Runde: Wer ist der wahre König von Mallorca – Jürgen Drews oder Mickie Krause? Was sagst du?
Felipe Juan Pablo Alfonso de Todos los Santos de Borbón y Grecia.
„Hä, wer ist das?“
Der König von Mallorca!
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„Wie zivilisiert seid ihr eigentlich auf Mallorca?“
Entschuldigung, bitte was?
„Naja, wir wollen unseren Urlaub buchen und fragen uns, ob es auf Mallorca fließendes Wasser gibt. Und Strom. Und Internet.“
Ach so, jetzt verstehe ich deine Frage! Nein, fließendes Wasser gibt es hier nicht! Wir waschen uns im Meer, benutzen Plumpsklos und gehen mit dem Sonnenuntergang schlafen. Bei Sonnenaufgang stehen wir wieder auf und arbeiten alle auf den Feldern. Internet? Was ist das?
„Boah, krass! Und wie kommuniziert ihr mit der Außenwelt?“
Per Brieftauben.
„Nee, nee. Das ist uns zu krass! Wir buchen lieber ein anderes Land!“
Unbedingt!!!
„OMG, OMG, OMG, wir schreiben doch gerade über Facebook!“
Ah… merkst du was?
„Oh nein, wie peinlich! Ich bin voll auf dich reingefallen!“
Hm……..
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„Juliane, kannst du uns bitte unsere Hochzeit auf Mallorca organisieren?“
Ähm, wer bist du?
„Ich bin XY, ich war in deiner Parallelklasse in der Schule.“
Aha, okay….
„Ja, machst du uns den Gefallen?“
Ich soll euch euere Hochzeit auf Mallorca organisieren?
„Genau!“
Nee, das mach ich nicht, dafür gibt es Hochzeitsplaner oder so.
„Ich weiß, aber die kosten Geld!“
Ja, normal!
„Wir haben aber nicht das Geld für sowas! Deswegen dachten wir, da du spanisch sprichst und direkt auf der Insel wohnst, so kannst du uns bestimmt eine schnuckelige Hochzeit für unser kleines Budget organisieren. Als Gegenleistung würden wir dich auf unsere Hochzeit einladen und du brauchst kein Geschenk mitzubringen.“
Ich kann es nicht glauben, dass das dein Ernst ist!
„Doch, du bist dann unser Ehrengast und die Organisation wäre dann quasi dein Hochzeitsgeschenk an uns!“
Nein, danke! Ich verzichte!
„Du elende Schnepfe, hast soeben unsere Traumhochzeit zum Platzen gebracht! Mögest du in der Sonne verbrennen!“
Alles Gute für euch!
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Und so weiter und so fort, meine lieben Leser! Jedes Jahr das gleiche Spiel: Fragen über Fragen! Inzwischen habe ich jedoch eine Strategie entwickelt, um nicht zu kapitulieren: tief durchatmen, innerlich meditieren und mir vorstellen, wie ein sanfter Sommerwind all diese Fragen einfach wegträgt. Manchmal hilft es und manchmal eben nicht! Dann brauche ich selbst einen Eimer Sangria! Prost!