Gorrillas

Es ist wie es ist, meine lieben Leser, aber auf Mallorca gibt es Spezies, die hartnäckiger sind als die Möwen am Strand und kreativer, als ein Stier in einer Glasfabrik, der sich unbeirrbar seinen Weg bahnt. Sie sind Meister der Improvisation, zielstrebig in ihrer Mission und scheinbar immun gegen jedes „Nein, danke“. Wer ihnen begegnet, merkt schnell: Hier wird nicht einfach ein Service angeboten, hier wird Überzeugungskunst auf höchstem Niveau praktiziert! Von wem hier die Rede ist? Na von den illegalen Parkplatzanweisern! Im mallorquinischen Volksmund auch als „Gorrillas“ bekannt. Ohne Genehmigung, ohne Uniform, aber mit einem unerschütterlichen Selbstbewusstsein!

Verstärkt sind diese Könige der Parklücken in unserer Hauptstadt anzutreffen, besonders am Paseo Mallorca. Sie brauchen keine Hilfe bei der Parkplatzsuche und beim Parken? Nun, meine lieben Leser, die bekommen Sie aber trotzdem! Ob Sie wollen oder nicht. Mit entschlossener Mimik und ausladenden Armbewegungen signalisieren Ihnen die Anweiser einen leeren Parkplatz und dirigieren Ihr Auto millimetergenau in diese Parklücke. Sobald Ihr Wagen steht, folgt das unausweichliche Ritual: Mit einem erwartungsvollen Blick, einem wohlwollenden Lächeln und einer subtil ausgestreckten Hand wird deutlich, dass jetzt eine klitzekleine Gebühr in Form von Silbermünzen fällig wird.

Die Gorrillas sind vielfältig! Da gibt es zum Beispiel den eleganten Parkflächenkoordinator. Mit ruhigen Bewegungen lotst er Ihr Fahrzeug präzise zwischen zwei SUVs, ohne dass Sie sich selbst um den perfekten Abstand kümmern müssen. Weiter geht es mit dem emotionalen Einparkhelfer, sobald Sie seinen Service in Anspruch genommen haben, sagt sein Blick: „Sie wollen mich doch jetzt nicht wirklich mit leeren Taschen hier stehen lassen, nicht wahr?“ Besonders eindrucksvoll ist der aggressive Parkplatzhüter, der sich breitschultrig und mit aller Körperkraft zwischen Ihnen und einer freien Parklücke positioniert. Sie kommen hier nicht rein! Es sei denn, Sie öffnen das Fenster und drücken ihm ein paar Groschen in die Hand, dann gehört der Parkplatz Ihnen! Nicht zu vergessen ist der Phantomanweiser, ja, ja! Er taucht nach dem Parken auf und behauptet, er habe Ihnen geholfen, unsichtbar versteht sich.

Nun stehen Sie da, meine lieben Leser, mit gemischten Gefühlen. Einerseits ist das Auto sicher geparkt, andererseits haben Sie das seltsame Gefühl, gerade in eine typisch mallorquinische Alltagsszene verwickelt worden zu sein. Doch seien wir ehrlich: Diese Parkplatzanweiser sind keine bloßen Störenfriede, die Ihnen das Kleingeld abluchsen wollen, sie sind Teil des lebhaften Inselchaos.

Mallorca wäre nicht Mallorca ohne die unverhofften Begegnungen, die kleinen Skurrilitäten und die charmante Unberechenbarkeit des Alltags. Ohne die Parklückenmanager wären die Straßen vielleicht ein bisschen langweiliger. Denn wer von uns kann schon behaupten, dass er auf einer anderen Reise eine so einzigartige Einparkhilfe erhalten hat?

Natürlich können Sie sich über diese inoffizielle Parkservicegebühr ärgern. Sie können genervt sein, die Gorrillas anschreien oder ihnen gar vor die Füße spucken. Aber, bevor Ihre Arroganz und Herablassung mit Ihnen durchgehen, halten Sie inne: Diese Parkplatzanweiser sind Menschen, sie sind Menschen wie Sie und ich. Sicherlich hätten die Asphaltakrobaten lieber einen anderen Job, doch auf Mallorca scheint nicht für alle immer die Sonne. Sie kämpfen um ihren Lebensunterhalt, mit einer Mischung aus Hartnäckigkeit und Charme, die längst zu Maiorica gehören.

Die Insel lebt von ihren kleinen Eigenarten und ihren ungeschriebenen Regeln. Also tun Sie, was die meisten Einheimischen längst akzeptiert haben: Leben und leben lassen! Eine Münze und ein Lächeln kosten Sie weniger als schlechte Laune und ein Kratzer oder gar eine Beule am Auto!

Weiter
Weiter

Fragen